Oderfurt – Přívoz ein vernachlässigtes Kind von Camillo Sitte

Ostrauer Architektur 4,

Camillo Sitte

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Der Architekt, Stadtplaner und Künstler Camillo Sitte

Architekt Camillo Sitte

Der planmäßige Ausbau von Oderfurt zu einer städtischen Struktur wurde in der Zeiten der Habsburger Monarchie dem Wiener progressiven Stadtplaner Camillo Sitte (1843-1903) übertragen. Camillo Sittes Bedeutung liegt vor allem in seinem theoretischen Werk. Er war einer der ersten Autoren, die sich theoretisch und kritisch mit der Stadtplanung des Industriezeitalters auseinandersetzten. Sittes Werk bildete die Grundlage für den Siedlungsbau, der besonders von Adolf Loos propagiert wurde. Sittes bis heute gültige Kritik an ökonomischer Ausbeutung wurde insbesondere in den 1960er Jahren aktuell. Seine Schriften, die in unzählige Sprachen übersetzt wurden, fanden auch heute weltweit Beachtung, und Verbreitung. Camillo Sitte wurde für seine Verdienste zum Ehrenbürger der Stadt Oderfurt ernannt. Seine mehr als ein Jahrzehnt andauernden Planungsarbeiten für die nordmährische Region blieben unvollendet, als er an einem Schlaganfall starb. Er ist in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beerdigt.

Die Entstehung einer wunderschönen Stadt

Sitte plante das Zentrum von Oderfurt (Přívoz), das auch den Bebauungsplan der umliegenden Häuser umfasst. Er plante im Sinne von Richard Wagners Idee des „Gesamtkunstwerks“ nicht nur das architektonische Konzept, sondern entwarf alles bis ins letzte Detail. Es begann mit einem neobarocken Rathaus und einer neogotischen Pfarrkirche. Dazu wurden Mietshäuser im Jugendstil mit großen Wohnungen auf dem zentralen Platz errichtet. Auf der Grundlage des von Sitte erstellten Stadtentwicklungsplanes entstanden auch mehrere Arbeitersiedlungen für die Eisenbahner und Industriearbeiter und auch Grünflächen in Oderfurt.

Der Städtebau von Camillo Sitte

Sitte als international anerkannter Fachmann für Stadtplanung machte Planungsaufträge für Olmütz (Olomouc), Mährisch-Ostrau (Ostrava – Přívoz) und Reichenberg (Liberec), aber auch für Italien – Venedig (Benátky) oder Konstantinopel (Istanbul). Sittes Hauptwerk ist das Buch: „Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen“.

Die Bebauung, die innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumes realisiert wurde, und das Ausbauen einer malerischen Jugendstil-Stadt spiegelten die Wirtschaftskraft, den Reichtum, soziale Ausgewogenheit und die gesellschaftlichen Zustände der Habsburger Monarchie. Der Beobachter kann die glücklichen und unglaublichen 68 Jahre in dieser Lokalität sehen, durch die der Kaiser Franz Joseph I. im Frieden und bei rascher Entwicklung des Reiches regierte. Dank dieser Zeit und des genialen Architekten gehört Přívoz (Oderfurt) zu den wertvollsten städtischen Denkmalschutzzonen im Ostrauer Stadtgebiet.

Kirche »Zur unbefleckten Empfängnis Mariä« und Pfarrhaus, Oderfurt, Mähren / Přívoz (Ostrava), CZ, nám. Svatopluka Čecha

Das Haus – Svatopluk Čech Platz Nr. 2

Geschite von Oderfurt (Přívoz)

Oderfurt, das mehrheitlich von Deutschen besiedelt war, war ein wichtiges Industriegebiet. Die Gemeinde Oderfurt, die 1900 zur Stadt erhebt wurde, wurde 1920 nach der Gründung der Tschechoslowakei tschechisch auf Přívoz umbenannt. Im selben Jahr erfolgte die Angliederung des nördlich angrenzenden Hultschiner Ländchens (Hlučínsko – Prajzká), dadurch war Přívoz (Oderfurt) keine Grenzstadt zum Deutschen Reich mehr. Im Jahre 1924 wurde Přívoz (Oderfurt) nach Mährisch Ostrau (Ostrava) eingemeindet.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Oderfurts Architektur beschädigt, manche Häuser wurden ausgebombt und bis heute nicht wiedererbaut, was das Konzept von Sitte beschädigte und die Schönheit des gelungensten Stadtviertels von Ostrau tilgte. Die Deutschen (absolute Mehrheit der Bewohner) wurden ausgesiedelt und durch eine andere Völkergruppe aus der Slowakei ersetzt. Die luxuriösen Wohnungen wurden verwohnt. (Das Parkett wurde zur Heizung benutzt, die Blechdächer wurden heruntergerissen und als Rohmaterial verkauft, der Müll wurde aus dem Fenster rausgeworfen, am Abend wurde das Viertel eine Tabu-Zone, usw.) Přívoz (Oderfurt) wurde zum Schrecken der Stadt.

Als ein tschechischer Journalist die Přemysl Pitter Schule in Přívoz besuchte, um zu zeigen, wie sich die neuen Přívoz- Bewohner nach 60 Jahren Eingliederung erfolgreich integriert haben, fragte er die Kinder, ob sie Herrn Professor Thomas Masaryk kennen. „Natürlich“, erwiderten die Kinder, „er ist weltbekannt.“ „Warum“, fragte der Journalist. „Weil er den größten Pimmel der Welt hatte“, antworteten die Kinder, die die ausgesiedelten Deutschen nicht nur hier ersetzten.

Oderfurt Kriegsschaden

Ausgebombte Flächen

Das ehemalige Rathaus

 

Jugendstilarchitektur in Darmstadt – Video (2:56 – 3:40)

1. Wie oft öffnen die Künstlervillen ihre Türen?

2. Was können Besucher aus aller Welt bei den Jugendstiltagen besichtigen?

3. Was ist einfach mal schöner Anlass, dass man mal in diese alten Gebäude auch man Einblick bekommt?

4. Sieht man mal sie nur von außen, oder auch mal von drinnen?

5. Was sind einfach faszinierende Dinge, die man sieht?

6. Was ist schon sehr sehr interessant?

1. Die Künstlervillen öffnen einmal im Jahr ihre Türen.

2. Bei den Jugendstiltagen können Besucher aus aller Welt die Prachtbauten besichtigen.

3. Prunkvolle Wandornamente außen wie innen, exklusive Einblicke hinter die Kulissen von Darmstadts Hauptattraktion. Es ist einfach mal schöner Anlass, dass man mal in diese alten Gebäude auch man Einblick bekommt.

4. Dass man mal sie nicht nur von außen sieht sondern auch mal von drinnen.

5. Es sind einfach faszinierende Dinge, die man sieht. Die Häuser, das ganze Ambiente, das ist einfach toll.

6. Die Möblierung und auch die Architektur, also allein wenn man sich hier so das Eingangsportal anschaut, das ist schon sehr sehr interessant.

Přívoz. [on-line]. [Abfragedatum: 13.3. 2016]. Zugänglich von: <https://de.wikipedia.org/wiki/P%C5%99%C3%ADvoz>.

„Edle Empfindungen“ – Camillo Sitte und die Staatsgewerbeschul e. [on-line]. [Abfragedatum: 13.3. 2016]. Zugänglich von: <http://elib.uni-stuttgart.de/opus/volltexte/2005/2094/pdf/diss.pdf>.

Architektenlexikon. [on-line]. [Abfragedatum: 13.3. 2016]. Zugänglich von: <http://www.architektenlexikon.at/de/603.htm>.

Sitte, Camillo (1843-1903), Architekt, Stadtplaner und Lehrer. [on-line]. [Abfragedatum: 13.3. 2016]. Zugänglich von: <http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_S/Sitte_Camillo_1843_1903.xml>.

Sittes Porträt: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Camillo_Sitte

Buch: https://buch-schaden.at/produkt/der-staedtebau-nach-seinen-kuenstlerischen-grundsaetzen-nachdruck-der-3-auflage-wien-1901-und-des-originalmanuskriptes-aus-dem-jahre-1889-mit-4-tafeln-u-zahlr-illustrationen/

Zum Thema noch: 

Wunibald Deininger

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